Stellen Sie sich vor, Ihr Baby könnte bereits lesen, rechnen und zwei Sprachen sprechen, aber stattdessen sieht es den ganzen Tag Zeichentrickfilme.
Und dabei geht es nicht um Faulheit oder schlechte Vererbung – vielleicht verlangsamen Sie selbst unbewusst das Wachstum.
Der erste Feind der Entwicklung ist die Routine. „Mach keinen Ärger“, „Berühr das Insekt nicht“, „Sitz still“ – diese Sätze verwandeln die Welt in einen Käfig.

Das Kind lernt seine Umwelt durch Berühren, Riechen und Risiken kennen. Indem Sie ihm verbieten, hinzufallen, sich schmutzig zu machen und Fehler zu machen, berauben Sie ihn seines wichtigsten Lehrmeisters – der Erfahrung.
Der zweite Faktor ist ein Übermaß an Spielzeug. Ein Raum voller Puppen und Autos tötet die Fantasie. Das Gehirn hört auf, nach neuen Spielmöglichkeiten zu suchen, wenn alles bereit ist.
Lassen Sie 2–3 Spielzeuge sichtbar liegen und verstecken Sie den Rest. Sie werden überrascht sein, wie aus einem Stock ein Schwert und aus einem Kochtopf eine Trommel wird.
Und die dritte und schlimmste Bremse ist die Angst vor den Eltern. „Was ist, wenn er damit nicht klarkommt?“, „Was ist, wenn er verletzt wird?“ - Ihre Angst überträgt sich auf das Kind.
Er beginnt, Angst davor zu haben, neue Dinge auszuprobieren, weil seine Mutter nervös wird, wenn er die Rutsche hochklettert. Erlauben Sie sich, die Kontrolle loszulassen.
Ja, er wird hinfallen, weinen und sich schmutzig machen. Aber so wird er lernen, aufzustehen, seine Tränen zu trocknen und weiterzumachen.
Doch wie erkennt man, wo die Grenze zwischen Fürsorge und Überfürsorglichkeit verläuft? Sie sehen beispielsweise ein Kind, das versucht, seine Schnürsenkel zu binden. Es ist einfacher für Sie, es für ihn zu tun – schneller und genauer.
Aber jedes Mal, wenn Sie ihm den Kampf mit den Knoten nehmen, rauben Sie ihm seine Chance zu gewinnen. Kinder lernen durch Wiederholung: 10, 20, 50 Mal.
Und ja, die ersten Schuhe werden schief gebunden sein und die Suppe wird über den Teller schwappen. Doch gerade durch diese „Misserfolge“ entstehen neuronale Verbindungen, die später beim Lösen komplexer Gleichungen helfen.
Ein anderes Beispiel: Sie entscheiden für Ihr Kind, mit wem es spielen möchte. „Wanja hat einen schlechten Einfluss“, „Mascha ist zu laut“ – so nehmen Sie ihm die Möglichkeit, seine eigenen sozialen Fähigkeiten zu entwickeln.
Lassen Sie ihn selbst herausfinden, mit wem er sich wohl fühlt, auch wenn das bedeutet, dass er Verrat oder einen Streit erlebt. Diese Lektionen sind unbezahlbar.
Was ist mit der frühen Entwicklung? Eltern jagen oft modischen Methoden hinterher: Kartenlegen ab einem Monat, Englisch von der Wiege an, Kopfrechnen mit drei Jahren.
Doch das Gehirn eines Kindes ist keine Festplatte, die mit Daten gefüllt werden muss. Er braucht Zeit, um die Informationen zu verarbeiten. Überforderung führt zum gegenteiligen Effekt: statt Neugier – Apathie, statt Kreativität – Schubladendenken.
Spielen Sie „triviale“ Spiele: Verstecken Sie sich unter der Decke, bauen Sie Häuser aus Kissen, malen Sie mit den Fingern auf Grieß. In Momenten wie diesen entstehen Kreativität und die Fähigkeit, über den Tellerrand hinauszublicken.
Denken Sie daran: Albert Einstein konnte mit sieben Jahren das kleine Einmaleins noch nicht, aber er verbrachte Stunden damit, Kartenhäuser zu bauen – und das hielt ihn nicht davon ab, die Physik zu revolutionieren.